Wissenswertes über die Fränkische Schweiz

Geologie der Fränkischen Schweiz

Susanne Anker

Erstellt | Geändert

Die Geologie der Fränkischen Schweiz

Die Felsen der Fränkischen Schweiz

Autor: Dr. rer. nat. Donat Kamphausen
Geologe und Paläontologe
am Fränkische Schweiz-Museum in Tüchersfeld

In allen Karstgebieten der Erde sind Höhlen die wohl eindrücklichsten Phänomene dieser Landschaftsformen. Voraussetzung für sämtliche Karsterscheinungen (Höhlen, Dolinen usw.) sind säurelösliche Gesteine, also Kalke und Dolomit. Die Säure die zur Lösung des Gesteins zur Verfügung steht ist Kohlensäure, sie entsteht durch pflanzliche Reste, die vom Regenwasser gelöst werden. Diese sehr schwache Säure dringt meist in Klüften in das Kalkgestein ein und erweitert diese bis hin zu den gigantischen Ausmaßen gewaltiger, unterirdischer Dome.

Überall auf der Erde, wo dieser Vorgang zu beobachten ist, wurde das lösbare Kalkgestein in Flachmeeresgebieten, fast immer in tropischen Breiten und oft in Riffbereichen abgelagert. Tropisch müssen diese Meere gewesen sein, da Kalk nur im warmen Wasser ausfällt. Fossile Riffe sind deshalb das ideale Ausgangssediment zur Höhlenbildung gewesen, weil neben den kalkabscheidenden Organismen (Schwämme, Korallen etc), die große kompakte Gesteinskörper bilden, noch sehr viele, das Riff zerstörende Organismen in diesem Lebensraum vorkamen, welche den sogenannten "Riffschutt" lieferten, der während der Verkarstung besonders leicht ausgewaschen werden konnte. In der Zeit zwischen Sedimentation und Verkarstung unterliegen die Karstgebiete nicht nur den exogenen landschaftsbildenden Kräften wie zum Beispiel Regen und Wind, sondern auch den endogenen Kräften der Erde, wie Erdbeben usw., die im wesentlichen durch die Dynamik der Erde verursacht werden und zu Verfaltungen und Dehnungen führen.

Auch die Fränkische Schweiz ist ein typisches Karstgebiet. Zunächst war hier ein warmes, flaches, tropisches Meer, durchsetzt von vielen kleinen und größeren Schwamm/Algenriffen auf dem Kontinentalsockel eines großen Nordkontinentes, etwa 140 Millionen Jahre vor unserer Zeit. In der nachjurassischen Zeit kam es zu einer Anhebung des Gebietes im Osten der Fränkischen Schweiz, der sogenannten "Böhmischen Insel", aber auch zu einer Anhebung des Odenwaldes und des Rheintales. Durch diese Bewegungen, die einer Dehnung gleichzusetzen sind (germanotype Tektonik), erhielt die Fränkische Schweiz eine Wannenstruktur, deren Achse parallel zum Verlauf der Küste des früheren Festlandes (Böhmische Insel) liegt. Diese tektonische Richtung bezeichnen die Geologen nach den Hauptzügen des Harzes als "Herzynisch"; alle Klüfte in Höhlen (zum Beispiel in der Schönsteinhöhle), Steinbrüchen oder natürlichen Felsformationen (zum Beispiel im Druidenhain bei Wohlmannsgesees) der Fränkischen Schweiz folgen diesem Muster.

Aus mechanischen Gründen tritt noch eine zweite, wichtige Kluftrichtung auf und zwar jene, die mit der herzynischen Richtung , exakt einen Winkel von 90 Grad bildet. Diese Richtung wird nach dem Verlauf des Erzgebirges als "eggisch" bezeichnet. Auch die meisten Flüsse und Bäche der Fränkischen Schweiz, folgen diesem Muster.

Trotz der einheitlichen Entstehung der Höhlen in der Fränkischen Schweiz, weist doch jede ihre Besonderheit auf. Viele sind reich an besonders attraktiven Tropfsteinen, andere weisen einen großen Reichtum an fossilen Knochen auf. Vor allem fällt auf, daß sowohl in der Färbung der Tropfsteine und Sinter, als auch in der Farbe der eiszeitlichen Knochen, eine große Variationsbreite vorhanden ist. Von tiefschwarz bis fast weiß können sowohl Knochen als auch Tropfsteine variieren. Der Grund hierfür ist im unterschiedlichen Reinheitsgrad der in den Höhlen wachsenden Tropfsteine zu sehen. Beimengungen von Eisen, Mangan, Ruß oder Lehm, lassen die verschiedensten Farbnuancen entstehen.

Alle 1000 bisher bekannten Höhlen der Fränkischen liegen in der sogenannten Wiesentriffschranke, die die nördliche Frankenalb von der mittleren Frankenalb trennt, beziehungsweise am Rande dieser ehemaligen Riffe. Einige von ihnen wurden schon vor über 200 Jahren entdeckt und erschlossen. Viele der Höhlen sind aber noch weitgehend unbekannt und andere mit Sicherheit noch nicht einmal entdeckt. Es soll nicht Ziel dieses Prospektes sein, neue Höhlenforscher zu gewinnen (das wesentliche über die fränkischen Höhlen ist bekannt), sondern den ständig steigenden Besucherstrom auch durch die Unterwelt der "Fränkischen" zu kanalisieren und auf die bestehenden, bekannten Schauhöhlen zu konzentrieren. Durch den mittlerweile einsetzenden Massentourismus beginnen bereits einige der schönsten Höhlen Schaden zu nehmen. Tropfsteine wurden abgebrochen, Müll in den Dolinen abgeladen, die Bergwacht musste schon öfters ausrücken um allzu Wagemutige aus den engen Schlünden zu bergen.

Vor allem aber leidet die heute noch lebende und vom Aussterben bedrohte Tierwelt der Fränkischen Schweiz an dem ungebrochenem Interesse für ihre Höhlen. Diese sind nämlich die wichtigsten Überwinterungsquartiere für die durch Pestizide ohnehin stark bedrohten Fledermäuse. Deshalb gilt es, die Höhlen der Fränkischen Schweiz mit ihren tierischen und sonstigen Bewohnern zu schützen und zu erhalten. Die bekannten und berühmten drei großen Schauhöhlen: die Binghöhle in Streitberg, die Sophienhöhle im Ahorntal und die Teufelshöhle bei Pottenstein, entschädigen den interessierten Gast sicherlich reichlich für den Verzicht auf die anderen, noch unberührten Höhlen und Klüfte der Fränkischen Schweiz.

Susanne Anker

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